Kleines Team mit hoher Entwicklungsgeschwindigkeit
Die Entwicklung der Motion-Software ist der erste Meilenstein, den sich das Team gesetzt und zu einem großen Teil bereits erreicht hat. Mit dieser KI-gesteuerten Software werden die Bewegungen der Verpackungsroboter von Schubert organischer und lassen sich auf Schnelligkeit, signifikante Schwingungsreduktion oder sogar Energieeffizienz optimieren. 2023 soll die Software in den F2-Robotern in Serie gehen. Weitere Robotertypen sind in Vorbereitung. Dabei ergänzen sich die Dresdner Kollegen in ihren Aufgabenbereichen und arbeiten eng zusammen. „Die spannenden Entwicklungsthemen und das kleine Team machen den Job besonders interessant“, erzählt Florentin Rauscher. Vincent Modes kann nur zustimmen: „Der Verantwortungsbereich ist dadurch größer, die Hierarchien sind flacher und wir stehen direkt im Kontakt mit unseren Anwendern, unseren Schubert-Kollegen aus dem Crailsheimer Stammhaus.“
Einstimmige Begeisterung löst bei allen der direkte Praxisbezug aus. Die theoretischen Ideen zeitnah an realen Robotern in einer Verpackungsmaschine testen und präsentieren zu können, ist für sie etwas Besonderes – erst recht, wenn es so gut funktioniert wie mit den Robotern auf der Fachpack. Ganz nah an der Maschine zu arbeiten, stärkt aber nicht nur die Motivation, sondern gehört für Michael Döring auch zu einem entscheidenden Kreislauf. Der permanente Fluss aus Programmierung - Test - Simulation - Wirkung in der Maschine - Analyse bringt zunächst einmal die Entwicklungen bei Schubert Motion voran. Das Ziel sei aber noch ein anderes, sagt er: „Wir arbeiten daran, in Zukunft ein umfassendes, direktes und automatisiertes Feedback zu den optimierten Robotern und der Maschine von der Inbetriebnahme bis zum Einsatz bei unseren Kunden zu erhalten. Dann können wir die Ergebnisse wieder in die weitere Verbesserung einfließen lassen. Dadurch erreichen wir eine hohe Entwicklungsgeschwindigkeit und können die Entwicklungen permanent absichern und optimieren.“
Für Florentin Rauscher (links), hier im Austausch mit Vincent Modes, machen spannende Entwicklungsthemen wie die Bewegungsoptimierung der Roboter den Job bei Schubert Motion besonders interessant.
Optimierung von Verpackungsprozessen im Mittelpunkt
Die Aufgaben bei Schubert Motion rund um die Verpackungsroboter und -prozesse sind vielfältig. Das Anlernen neuronaler Netze mit Methoden der künstlichen Intelligenz, dem sogenannten Machine Learning, gehört ebenso dazu wie die Softwareentwicklung im Steuerungskontext. Zusätzlich ist Michael Döring eingebunden in die Entwicklungsprozesse bei Schubert, beispielsweise für die neue Maschinengeneration. Hier bringt er sich mit seiner Robotik-Erfahrung ein: „Mit Simulation und optimierten Bewegungen erhalten wir ein klares Bild über das Optimierungspotenzial und können sinnvolle Entscheidungen ableiten. Auch sind wir dann zukünftig schneller bei der Inbetriebnahme.“ In die gleiche Richtung geht das sogenannte Condition Monitoring, bei dem die Belastungen der Roboter überwacht werden, sowie die Durchführung anspruchsvoller FEM-Berechnungen (Finite-Elemente-Methode), zum Beispiel auch die Abbildung und Optimierung von Verpackungsprozessen ohne Roboter.
Diese Aufgabe verantwortet Imadeddin Zreid, der seine Erfahrung bei komplexen multiphysikalischen FEM-Simulationen und deren wissenschaftlichen Methodik einbringt: „FEM-Simulationen an der Formschulter und Robotersimulationen unterscheiden sich auf den ersten Blick stark, aber es ist erstaunlich, wie groß die Schnittmengen sind“, erklärt er. Aktuell arbeitet Imadeddin Zreid an der Simulation und Optimierung der Formschultergeometrie im Schubert-Flowpacker. „Im Prinzip schauen wir uns dabei ebenfalls geometrische Punkte an, die wir definieren und optimieren, ähnlich wie bei der Bewegungsoptimierung der Roboter. Nur liegen sie jetzt auf einer vorgegebenen Fläche, nämlich dem komplexen Gebilde der Formschulter. Bei der Bewegungsoptimierung mit Motion liegen sie dagegen auf einer freien Bahn zwischen dem Start- und dem Endpunkt der Roboterbewegung.“ Bei Simulationen allein bleibt es aber nicht, die Ergebnisse werden natürlich auch in realen Experimenten überprüft und bestätigt. Besonders freut sich Imadeddin Zreid dabei über die Möglichkeiten des 3D-Drucks, unter anderem via PARTBOX: „Die erste selbst gedruckte Formschulter in den Händen zu halten, war ein spannender Augenblick.“
Imadeddin Zreid bringt seine wissenschaftliche Erfahrung bei FEM-Simulationen ein.
Regelmäßiger Austausch auch mit Crailsheim
Michael Döring ergänzt: „Wichtig ist es, mit einem kleinen Team schlagkräftig zu sein. Das erreichen wir mit einer agilen Arbeitsweise und einer offenen Arbeitsatmosphäre, in einem genauso offenen Büro. Ergänzt wird das durch praktische Erfahrung und die wissenschaftliche Perspektive, die im Team stark verankert ist. Wir erschließen uns die Problemstellungen mit aktuellen Tools und etablierten Methoden, unter anderem aus der Roboterentwicklung, und beziehen wissenschaftliche Methoden mit ein. Dabei können wir unsere Ansätze aus der Motion-Software auch auf andere Entwicklungsbereiche übertragen. Die Methoden und die Erfahrungen für die Problemlösung im wissenschaftlichen Kontext helfen uns an vielen Stellen, weiterzukommen.“ Vincent Modes gefällt die agile Teamarbeit: „Wir tauschen uns sehr regelmäßig aus, reflektieren, wo jeder mit seinen Aufgaben steht, ob die gesteckten Ziele erreicht wurden und geben den anderen Kollegen Rückmeldung zu ihren Projekten. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen in Crailsheim ist ebenfalls eng, gerade wenn es gilt, Tests an Maschinen durchzuführen oder technisch zu unterstützen.“ Auch den Studierenden der nahegelegenen TU bieten sich bei Schubert Motion spannende industrielle Aufgabenstellungen.
Der Austausch zwischen Crailsheim und Dresden ist eng: Geschäftsführer Ralf Schubert (rechts) zu Besuch bei Schubert Motion.
Innovationen für mehr Nachhaltigkeit
Ein Aspekt der aktuellen Projekte bei Schubert Motion ist es, die Verpackungswelt nachhaltiger und damit zukunftssicher zu machen. Vor der Nachhaltigkeitsstrategie Mission Blue haben energieeffiziente Roboter und die vorbeugende Wartung von Maschinen (Predictive Maintenance) einen gewissen Einfluss auf ressourcensparende und umweltschonende Verpackungsprozesse. Florentin Rauscher hat das Potenzial berechnet: „Setzen wir die Motion-Software ein, so können wir die Roboterbewegungen statt auf maximale Leistung auch auf Energieeffizienz optimieren.“ Michael Döring ergänzt: „Im Schnitt kann das einen Energiesparvorteil zwischen zehn und 20 Prozent bringen.“ Neben der schnellen Bewegung ist auch die Überwachung der Roboteraggregate im Feld wichtig für die Nachhaltigkeit. Sie kann helfen, die KI-basierte Software noch besser zu machen und ungeplante Maschinenstillstände durch Condition Monitoring und vorbeugende Wartung zu verringern.
Dafür tauchen die Experten beim Condition Monitoring tief in die Daten der Roboter ein, um den Zustand der Systemkomponenten zu überwachen und Parameter oder Grenzwerte für eine vorbeugende Wartung bestimmen zu können. Auch hier helfen Simulationen, die internen Zustände der Roboter unter verschiedenen Bedingungen herauszufinden. Diese Arbeit bildet eine wichtige Grundlage für Analysen, die dem Kunden auf dem Schubert-Kundenportal mithilfe der CARE-Service-Leistungen bereitgestellt werden. Zum Beispiel, um in der Zukunft einen detaillierten Blick auf die notwendigen Wartungsarbeiten zu erhalten. Schubert Motion arbeitet dazu eng mit der Crailsheimer Abteilung für die Erfassung und Verarbeitung von Maschinendaten zusammen. „Dadurch kombinieren wir unsere wissenschaftliche Orientierung mit den konkreten Problemen im realen Produktionsumfeld“, sagt Michael Döring.
Hier wird sichtbar, warum der Maschinenhersteller Schubert jährlich ein hohes Budget in Forschung und Entwicklung steckt: Die Kompetenz im eigenen Haus erlaubt es, ein Gesamtpaket aus perfekt aufeinander abgestimmten Lösungen einzelner Maschinenkomponenten bis hin zu den Prozessen in der kundeneigenen Produktion anbieten zu können. „Wir wollen einfach besser werden“, bringt es Michael Döring auf den Punkt.
Das Büro von Schubert Motion liegt in der Villa Eisinger, einem bekannten Dresdner Altbau in zentraler Innenstadtlage nahe bei der Technischen Universität.