Schubert feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Firmenbestehen. Was bedeutet das für Sie?
Gerald Schubert: Unsere Wurzeln bilden das Grundgerüst für die Zukunft. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fließen immer ineinander, aber mit dem eigentlichen Ziel vor Augen, dem Blick nach vorne. Uns beschäftigt vor allem die Zukunft.
Sie sehen den entscheidenden Grund für den Unternehmenserfolg in Ihren Mitarbeitern. Welche Eigenschaften sind Ihnen bei den Menschen, die für Schubert arbeiten, wichtig?
Gerald Schubert: Für mich ist es wichtig, dass ein Mitarbeiter bodenständig und ehrlich ist. Wir legen großen Wert auf den Umgang und das Miteinander. Bei uns muss es einfach menschlich passen. Ich möchte keine Mitarbeiter, die nur wegen des Geldes bei uns arbeiten. Wir brauchen vor allem Mitarbeiter, die sich mit dem Unternehmen identifizieren und von ihrer Arbeit begeistert sind.
Bei Schubert sind lange Betriebszugehörigkeiten keine Seltenheit. Was ist das Geheimnis, warum die Menschen so gerne bei Schubert arbeiten?
Ralf Schubert: Wichtig ist, dass die Mitarbeiter spüren, wie wichtig sie sind. Denn sie sind es, die das Unternehmen zu etwas Besonderem machen. Ich spüre bei uns ein Gefühl der Begeisterung, das ganz automatisch ansteckt. Entscheidend sind vor allem Respekt und Ehrlichkeit für ein kreatives Maschinenbauunternehmen wie wir es sind.
Wie stellen Sie denn sicher, dass Schubert auch in den nächsten 50 Jahren innovativ bleibt?
Gerald Schubert: Ich glaube, wir bei Schubert haben so eine Art „Innovationsgen“. Wir stellen uns nicht die Frage, ob wir in Zukunft innovativ sind, wir sind es einfach.
Ralf Schubert: Wir wollen einfach erstklassige Maschinen bauen und die Aufgaben unserer Kunden lösen. Aus diesen Fragestellungen entstehen automatisch Innovationen und immer wieder neue Ideen.
Wie tragen Sie den Innovationsgeist von Schubert in ihre Mitarbeiterschaft?
Gerald Schubert: Wir schenken den Mitarbeitern sehr viel Vertrauen und Freiräume, sodass sich eine Eigendynamik entwickeln kann, die wir brauchen. Unsere Mitarbeiter wissen, dass sie mit ihrer Leistung etwas bewegen können. Das schafft einen großen Zusammenhalt. Wir sind Tüftler und Teamplayer in einer Person, wenn ich das Unternehmen als Ganzes betrachte.
Kann man Ideenentwicklung steuern?
Ralf Schubert: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir gut sind, weil wir bei Innovationen auch dem Zufall immer wieder eine echte Chance geben! Man kann einfach nicht alles planen. Wir können erst recht nicht immer fragen: „Was muss ich für eine Innovation bezahlen?“ Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir – oft – die Kosten wieder einspielen und noch mehr: durch neue Innovationen und Investitionen die Kosten sogar senken können!
Wie entstehen bei Ihnen denn neue Ideen?
Ralf Schubert: Wissen Sie, wann ich die „besten“ Ideen habe? Wenn ich unter Druck bin! So ist auch das Gegenlaufprinzip entstanden. Wir brauchten für unseren Kunden eine bestimmte Lösung. Ich habe mich Tag und Nacht mit dem Thema beschäftigt. Dann kam mir plötzlich die Idee. Sicher gibt es Menschen, die nicht mit Druck umgehen können. Gut, dass wir Menschen alle unterschiedlich sind. (Lacht.) Ich sehe darin eher eine Chance, etwas als Erster zu machen – und vielleicht wird es eine ganz große Entwicklung.
Ideen können einfach sein – aber nicht jede Idee kann bahnbrechend sein.
Ralf Schubert: Das muss sie auch nicht. Wir haben im Unternehmen oft sogar zu viele Ideen. Wirklich! Ich muss manchmal selber auf die Bremse treten. Nein, im Ernst, wir liegen mit knapp zehn Prozent für Aufwendungen in Forschung und Entwicklung umsatzmäßig deutlich über dem Branchendurchschnitt. Da ist natürlich viel Trial-and-Error dabei. Aber genau diesen kreativen Prozess brauchen wir.
Was ist denn Ihrer Meinung nach die Voraussetzung für Kreativität?
Ralf Schubert: Bei einem Team, in dem alle Menschen gleich sind, gibt es keinen Raum für Innovationen und keine guten Ideen. Kreativität entsteht erst, wenn man unterschiedliche Menschentypen zusammenbringt und die richtige Atmosphäre für Dialog und Kommunikation schafft.
Welche Zeiträume haben Sie denn bei Innovationen im Blick?
Ralf Schubert: Wir denken sehr weit voraus, mindestens fünf Jahre. Wir müssen unsere kreativen Ideen immer wieder den Marktanforderungen gegenüberstellen, um heute schon ein Bild zu bekommen, wie unsere Maschine in Zukunft aussieht Und welche Vorteile sich daraus für unsere Kunden ergeben werden.
Und wenn wir in die Zukunft blicken, in welche Richtung entwickeln Sie Ihre Verpackungsmaschinen? Was sind die nächsten Schritte?
Gerald Schubert: Wir werden uns jetzt an die Entwicklung der nächsten Steuerungsgeneration, der Uni 7, machen. Wir möchten noch mehr Daten aus der Steuerung generieren, die man dann zum Vorteil des Kunden auswerten kann.
Ralf Schubert: Künftig werden Maschinen noch einfacher sein, weniger Schnittstellen brauchen und damit noch weniger anfällig sein für Ausfälle. Wir werden auch weniger Teile brauchen. Wir müssen mehr Integration erzeugen. Das heißt, es muss möglich sein, noch mehr Geräte noch einfacher zu integrieren.
Ralf Schubert (links) und Gerald Schubert (rechts)
Und welche Entwicklungen prägen Ihre Branche besonders?
Ralf Schubert: Wir befinden uns zurzeit in einer digitalen Disruption. Überall entstehen Plattformen. Wie myTaxi, die zu Mercedes gehört. Hier entscheidet beispielsweise die Plattform, welches Taxi in Köln zum Hauptbahnhof fährt. Was heißt das nun für den Verpackungsmaschinenbau? Wir müssen in einer digitalen, vernetzten Welt denken.
Gerald Schubert: Wir werden uns sicher immer mehr zu Datensammlern entwickeln. Mit diesem ständigen Datenfluss können wir unserem eigenen Anspruch und dem der Kunden gerecht werden. Das wollen wir mit unserer „digitalen Plattform“ bündeln, an der mein Bruder aktuell arbeitet.
Was wird denn diese digitale Plattform abbilden?
Ralf Schubert: Die geplante Plattform ermöglicht uns, mit den Kunden jederzeit, über den gesamten Wertschöpfungsprozess der Maschine, in Verbindung zu stehen. In diesem Datensystem erfassen wir alle systemrelevanten Informationen vom einfachen Maschinenbetrieb bis zur Vernetzung der Arbeitsabläufe, die Wartungseinheiten und Servicezeiten. Dieser Datenpool lässt sich von überall abrufen, sodass der Kunde und wir jederzeit Details sowie eine Gesamtübersicht aller Leistungsdaten erhalten. Das ist Kommunikation auf sehr hohem Niveau. Einen noch besseren 24/7-Service kann ich mir wirklich nicht vorstellen.
Wie sieht es dabei hinsichtlich Datensicherheit aus?
Ralf Schubert: Es gibt verschiedene Zugriffsebenen, die je nach Autorität freigegeben werden. Durch diese Authentifizierungen wird auch sichergestellt, dass die Mitarbeiter nicht mit Informationen überhäuft werden, die sie gar nicht brauchen.
Und wie könnte diese Plattform langfristig aussehen?
Ralf Schubert: Die Idee ist, dass auf dieser Plattform irgendwann alle Abteilungen und Akteure kommunizieren: Kunde, Verkauf, Teilbeschaffung, Einkauf, Teilefertigung, Lieferanten, Montage und Service. Damit schaffen wir gewaltige Vorteile, eine enorme Effizienz und wir entlasten den Arbeitsfluss erheblich.
Ein Kern der Plattform bildet der „digitale Zwilling“, den Schubert gerade entwickelt…
Ralf Schubert: Ja. Mit dem digitalen Zwilling lassen sich unsere Maschinen als 3D-Modell am Computer detailgetreu abbilden und Verpackungsprozesse simulieren. Das bringt große Vorteile. Wir können schon vor der Inbetriebnahme Baugruppen und Produkte in Echtzeit virtuell darstellen und bewegen. Damit können wir die Durchlaufzeiten und Zusatzbedarfe von Maschinen um 30 Prozent reduzieren!
Die Kombination von Plattform und digitalem Zwilling bringen sicher auch Vorteile für die präventive Fehlerdiagnose und Wartung?
Ralf Schubert: Das ist richtig. Im Idealfall meldet sich der digitale Zwilling automatisch, dass in vier Wochen das oder jenes Teil und Aggregat ersetzt werden muss. Wir möchten eine hundertprozentige Fehlerdiagnose in unseren Maschinen erreichen und noch einen Schritt weitergehen, ich nenne es mal die „präventive Diagnose“. Mit einem computergesteuerten Assistenzsystem wie diesem, können wir das Wartungs- und Bedienpersonal der TLM-Maschinen noch glücklicher machen! Das treibt eben immer ein wenig die Sehnsucht nach Perfektion an.